In diesem Blogbeitrag informieren wir über den Tanganjikasee und geben wertvolle Informationen und Tipps wie man ein Tanganjikaseeaquarium gestalten kann.
Der Tanganjikasee
Mit einer Länge von 673 km und einer Tiefe von bis zu 1470m verbindet der zweitgrößte See Afrikas die Länder Tansania, Sambia, Burundi und die Demokratische Republik Kongo.
Zum Einzugsgebiet des See`s zählt sein Umland mit einer Fläche von über 230.000 km², auf dem heute mehr als 10 Mio. Einwohner leben. Jeder 10. davon ist direkt vom Fischfang abhängig.
Ein See der Superlative
Der Tanganjikasee ist gemessen an der Oberfläche der 6. größte See der Welt und der 2. größte Afrikas. Mit einem Volumen von ca. 18.900 km³ vereinigt er 17% des gesamten, weltweit verfügbaren Trinkwassers und steht damit an Platz 2 der tiefsten Seen der Welt, gleich hinter dem Baikalsee in Russland. 2017 verlieh die internationale Stiftung Global Nature Fund (GNF) dem See den traurigen Titel "Bedrohtester See der Welt 2017". Damit lenkte die GNF weltweit das Augenmerk auf die wachsenden Probleme, die auf die zunehmende Bevölkerung an seiner Uferlandschaft zurück zu führen ist.
Durch den deutlichen Rückgang des Fischbestandes (allein in Burundi sank zwischen 1995 und 2011 der Fischbestand um 25%) leidet der See in besonderer Weise. Die landwirtschaftliche Nutzung der natürlichen Habitate durch unsachgemäße Anbaumethoden führt zu einer Erosion weiter Flächen und spült Unmengen an Schadstoffe und Schwebepartikel in den See. Ein weiterer Problempunkt ist die Entwässerung von Abwässern in den See. Sowohl Privathaushalte wie auch Gewerbe und Industrie belasten zunehmend das Wasservorkommen.
Das Wasser des Tanjanikasees
Der Tanganjikasee hat nur drei wesentliche Zuflüsse. Der Hauptzufluss ist der im Norden gelegene Ruzizi. Über den einzigsten Abfluss, dem Lulenga, entwässert der mächtige Tanganjikasee nach Westen, wo sein Wasser über 350 km gen Kongo strömt und über diesen später im Atlantik mündet.
Mit einem pH-Wert zwischen 7,5 bis hin über 9 weist dieser einzigartige See eine hohe Alkalität auf. Besonders ist vor allem, dass im Tangajikasee - ähnlich wie im Malawisee - die Karbonathärte mit 8-20° über der Gesamthärte liegt, was auf die Sodaquellen in den Zuflüssen zurückzuführen ist.
Eine unglaubliche Artenvielfalt
Kaum eine Region hat so eine Artenvielfalt wie der Tanganjikasee. Er ist die Lebensgrundlage für über 1500 Tier- und Pflanzenarten, von denen 40% edemisch sind, also nur an oder in ihm vorkommen. Für die Fischwelt sind die Zahlen noch extremer, über 300 Arten leben in seinem Wasser, 95% davon sind edemisch. Mit der wachsenden Bedrohung des Tanganjikasees ist also unmittelbar die Sorge um über 280 Fischarten verbunden die so nur im Tanganjikasee vorkommen und an keinem anderen Platz der Welt leben.
Wenn wir an die Fischwelt des Tanganjikasees denken, so fallen uns schnell die vielen Cichlidenarten ein, aber auch Stachelaale, Fiederbartwelse und viele weitere Fischgruppen sind im Tanganjikasee vertreten. Aquaristisch gesehen liegt der Schwerpunkt sicher auf die zuvor genannten Gruppen von denen wir einige zum Ende dieses Blogbeitrages in kurzen Steckbriefen vorstellen.
Ein Tanganjikasee - Aquarium
Ein Tanganjikasee-Aquarium ist in der Pflege recht einfach - wenn man ein paar Parameter beachtet und die Wasserwerte auf die typischen Seebedingungen abstimmt.
Die Einrichtung
Für die Einrichtung eines Tanganjikasee-Aquariums, benötigt man zuerst einen geeigneten Bodengrund. Hier sollte darauf geachtet werden, dass dieser nicht vorbelastet ist. Produkte wie z.B. JBL Sansibar White oder JBL Sansibar Snow, bieten die ideale Grundlage.
Möchte man für die Dekoration echtes Lochgestein einsetzen, so können mit einer 3-4 mm starken Polyplatte (Kunststoffplatte), die auf die Bodenscheibe des Aquariums geklebt wird, Druckpunkte vermieden werden.
Für die Innengestaltung sollte man auf eine Felsenlandschaft setzen, die man entweder aus großen Steinen selbst gestalten oder aber auf eine schöne, steinige 3D-Aquariumrückwand mit einem passenden Design zurückgreifen.
Eine Felsenlandschaft bietet den Buntbarschen Versteck- und Rückzugsmöglichkeiten und erleichtert bei einigen Arten die Abgrenzung von Revieren. Dies ist vor allem deshalb wichtig, weil viele Arten ein gewisses Aggressionspotential aufweisen.
Rückwandbau auf hohem Niveau
Eigens für den Einbau und die Gestaltung mit 3D-Rückwänden und Modulelementen haben wir beim Aquarienkontor Spezialisten, die keine Wünsche offen lassen. Dabei werden auch gern verschiedene Rückwände und Module miteinander kombiniert, individuelle Lösungen kreiert und Filtersysteme in die Aquarienlandschaften so integriert, dass die Technik möglichst aus dem Blickfeld verschwindet. Wir verarbeiten die Produkte der Hersteller Back-to-Nature, AR-Stone und Rock-Zolid.
Hier einige Impressionen aus dem Rückwandbau
Hier entsteht eine 3D-Landschaft mit Back-to-Nature Modulen, deren Hohlkörper zu Höhlen ausgearbeitet wurden. Die entstehende Landschaft eignet sich ideal zur Pflege von afrikanischen Cichliden.
Beispielhaft für die vielen Aquarien die wir jährlich getreu dem Motto "Biotopgerechte Aquaristik - artgerechte Tierhaltung" fertigen, möchten wir hier ein 1200 Liter Aquarium vorstellen dass all diese Elemente vereinigt.
Wünsche aufnehmen - Träume realisieren
... sind nicht irgendwelche Worthülsen, sondern der Mittelpunkt unserer täglichen Arbeit. 2016 besuchte uns Herr P. aus Tecklenburg mit der Idee, sich ein Aquarium für ostafrikanische Cichliden zu gestalten zu lassen.
Zusammen mit unserem Fachberater Tim Stenzel entstand die Planung für ein 1200 Liter Tanganjika-Aquarium, dass mit einer Rock-Zolid Filterrückwand ausgestattet wurde.
Die räumliche 3D-Gestaltung wird durch diverse Module am Boden, den Seitenwänden und von oben ins Wasser ragende Felsen abgerundet. In den seitlichen Rock-Zolid Module verstecken sich zudem Tunze-Strömungspumpen, die Sinus-Wellen erzeugen und somit für die natürlichen Strömungsverhältnisse der Uferbrandung sorgen.
Abgerundet wird die technische Ausstattung durch das Scaping-Light Basic LED-System, dass mit Hilfe eines GHL ProfiLux Computers in der Lage ist, die natürlichen Lichtszenarien vom Sonnenaufgang über Tageslicht, Abendsonne und Mondlicht zu simulieren. Effekte wie Wolkenflug und Gewitter runden die Beleuchtungsszenarien wunderbar ab.
Fischarten aus dem Tanganjikasee
In den folgenden Steckbriefen stellen wir eine kleine Auswahl an Arten vor, die sich für die Pflege in einem Tanganjikasee-Aquarium gut geeignen.
Cichliden / Buntbarsche
Cichliden (Cichlidae) sind Buntbarsche, sie gehören zur Familie der Knochenfische und sind vorwiegend in Süd- und Mittelamerika, in Afrika und einigen, wenigen Gegenden Asiens beheimatet. Die drei großen Afrikanischen Seen beherbergen zusammen über 700 verschiedene Arten und zählen somit zu den artenreichsten Gewässern in denen diese Fischgruppe heimisch ist.
Cyphotilapia frontosa (BOULENGER, 1906), Tangajika-Beulenkopf
- 35-40 cm Länge
- ernährt sich von Weichtieren und kleinen Fischen, im Aquarium auch Frost-, Granulat- und Flockenfutter
- Maulbrüter, Tragezeit ca. 5-6 Wochen
- Es gibt verschiedene Standortvarianten. Streifen (5-7) und Blauanteil unterschiedlich ausgeprägt
Cyprichromis leptosoma (BOULENGER, 1898), Kärpflingscichlide
- 10-11 cm Länge
- ernährt sich von Zooplankton, im Aquarium auch Frost-, Granulat- und Flockenfutter
- Laicht im Freiwasser, Maulbrüter
- Es gibt im Tanganjikasee verschiedene Standortvarianten, Vorkommen nur im Süden des Sees.
- Schwarmfisch
Neoplamprologus brichardi (TREWAVAS & POLL 1952), Feebbarsch
- 9-10 cm Körperlänge
- ernährt sich von kleinem Lebendfutter, im Aquarium auch Frost-, Flocken und Granulatfutter
- Höhlenbrüter, Weibchen bewacht das ca. 100-200 Eier große Gelege
- Die Art wird oft mit Neolamprologus pulcher verwechselt, beide stammen aus dem Südosten des Sees
- Lebt in Gruppen
Julidochromis regani (BOULENGER 1898), Vierstreifen-Schlankcichlide
- 12-13 cm Körperlänge
- ernährt sich von kleinem Lebenfutter, im Aquarium auch Frost-, Flocken und Granulatfutter
- Höhlenbrüter, Weibchen bewacht das ca. 250-300 Eier große Gelege
- Lebt paarweise bzw. in kleinen Gruppen
Tropheus moori (BOULENGER 1898), Brabantbuntbarsch
- 12-13 cm Körperlänge
- ernährt sich von Algen und ist ein Nahrungsspezialist!!! Im Aquarium vorwiegend mit Spirulinaflocken füttern
- Freilaicher, Maulbrüter
- Schwarmfisch, innerartliche Aggressionen werden durch große Gruppen eingedämmt
- es gibt viele verschiedene Standortvarianten und Farbformen
Neolamprologus brevis (BOULENGER 1899), Schneckenbarsch
- 3-63 cm Körperlänge
- lebt in kleinen Revieren, zieht sich in leere Schneckenhäuser zurück
- Höhlenbrüter (Schneckenhäuser), Gelege ca. 40-50 Eier
- die kleinen Reviere um ihre Schneckenhäuser werden stark verteidigt
- einfach in Ernährung (Flocken-, Granulat und Frostfutter).
Synodontis multipunctatus (BOULENGER 1898), Kuckucks-Fiederbartwel
- 12-15 cm Körperlänge
- Allesfresser, Frost-, Tabletten-, Fluckenfutter
- Legt die Eier in die Gelege laichender Cichliden (Maulbrüter), die jungen Kuckuckswelse töten die Cichlidenlarven im Maul der brütenden Mutter und nutzen diese als Wirt um aufzuwachsen.
- lebt in Gruppen
Unser Dank
Einen herzlichen Dank an den Tetra-Verlag Dr. Hans-Joachim Herrmann und Dr. Wolfgang Staeck für die freundliche Unterstützung mit Bildmaterial aus dem Buch "Bundbarsche aus Ostafrika".